Sie beginnt ihren Text mit der These, dass man momentan meinen könnte, wieder in den Siebzigern zu leben, da in jedem Magazin und in jeder Zeitung die RAF thematisiert wird. Dückers wirft den Deutschen vor, dass sie sich nicht für die aktuellen Missstände in der Weltpolitik, sondern nur für unwichtige Kleinigkeiten, wie über das persönliche Erscheinen der RAF-Mitglieder, interessieren. Sie ist der Meinung, dass heutzutage nur diese, wie sie sie selber nennt, „modisch-historischen Nebensächlichkeiten“ das Thema gewechselt hätten von Hitler zu eben den RAF-Mitgliedern.
Im ersten Punkt gebe ich ihr Recht; in den Medien geht grade ein regelrechter Hype um die RAF-Zeit rum, auch wegen des Eichinger-Films. Es wird auch viel über Nebensächliches geschrieben und es mag zwar sein, dass es mehrere Sympathisanten für „modisch-historisches“ Unwichtiges gibt, aber der Großteil der gebildeten Bevölkerung will lesen und sehen was wirklich interessant ist, und zwar wer die RAF war, was sie gemacht hat und was sie bewirkt hat. Beispielgebend ist es mir persönlich neu, dass Andreas Baader gelispelt haben soll und über Meinhofs Sonnenbrillen habe ich auch nichts gehört; aber diverse Reportagen über diverse Fälle habe ich gesehen wie z.B. über die Ermordung vom damaligen Arbeitgeberpräsidenten Schleyer. Und darüber hinaus interessiere ich mich und beschäftige ich mich immer mit aktuellen Ereignissen wie eben dem Kaukasus-Konflikt. Daher kann ich Frau Dückers in den anderen beiden Punkten nur widersprechen und sagen, dass sich die Deutschen wohl hauptsächlich mit wichtigen Dingen von gestern, sowie von heute auseinandersetzen.
Als nächste These bringt sie, dass die RAF und ihre Anschlägen keineswegs als grauenhaft anzusehen seien oder einen, wie sie sagt, kalten Schauer hervorrufen würden, sondern eher ein Gefühl wie „Nestwärme“ produzieren würde. Zunächst vergleicht sie diese mit den „modernen“ Terroristen, hauptsächlich Islamisten, die heute in vielen Teilen der Welt, aber dennoch nicht bei uns, ihr Unwesen treiben. Diese seien viel brutaler, würden wahllos morden und man wisse nicht viel über sie. Im Gegensatz dazu seien die RAF-Mitglieder berechenbar gewesen, nicht wahllos, eher rational und mit Argumenten bzw. Gründen, und, aber vor allem, bekannt und vertraut. Sie hatten damals viel Medienpräsents, auch durch lange Interviews, und hatten und haben einige Sympathisanten. Sie meint, dass sich daher und wegen dieser resultierenden, relativen kleinen Gefahr für den Einzelnen die Deutschen sich nach so einer Zeit sehnen im Vergleich zu heute, wo viele Gefahren lauern wie z.B. Naturkatastrophen.
Zunächst muss man sagen, dass die RAF nicht nur einige, sondern viele Anhänger hatten, woran allerdings die zeitlichen Umstände „schuld“ sind. Die Generation nach dem Krieg hatte eine ganz andere Meinung als viele die die Nazi-Zeit miterlebt hatten. Sie konnten es u.a. nicht verstehen, dass es noch so viele Ex-Nazis in hohen Ämtern gab (s. Schleyer). Zudem gab es den Warschauer Pakt und die Sowjetunion im Osten, wodurch dann der linke Trend entstand sowie die RAF. Den Vergleich mit anderen Terroristen finde ich durchaus legitim; diese sind durchaus gewaltbereiter und auch brutaler; sie machen Selbstmordattentate und sind dadurch auch unberechenbarer, da es dort fast jeden treffen kann. Die RAF-Mitglieder hatten durchaus Angst vor dem Tod und gingen eher gezielt gegen Personen vor. Allerdings steckt dahinter auch eine ganz andere Ideologie. Die RAF wollte das Volk hinter sich bringen und den Staat bzw. das System stürzen; manche Islamisten führen einen „Heiligen Krieg“ gegen den Westen. Daher wollen sie eher Zeichen setzen indem sie so viele „Feinde“ wie möglich umbringen. Sie interpretieren ihre Religion so, dass sie dadurch Gutes im Jenseits erfahren und die Führer versprechen den Selbstmordattentätern, dass für ihre, z.T. sehr armen, Familien gesorgt wird. Dahinter stecken also auch eine Logik und ein Motiv, auch wenn es in diesem Falle eher einem Selbsterhaltungstrieb entspricht. Die Autorin hat zwar schon Recht, dass es diese Sorte von Terroristen in großer Anzahl und in vielen Teilen der Welt gibt im Gegensatz zur RAF, die nie mehr als 200 aktive Mitglieder hatte, (fast) nur in Deutschland agierte und für „nur“ 34 Morde verantwortlich war. Dennoch bleibt Mord Mord und mir bereiten diese Morde genauso Schrecken, wie die meisten Anschläge in der Welt, abgesehen vom Ausmaß. Und ich glaube fast niemand in Deutschland wünscht sich wieder so eine Zeit zurück, weil heute im Endeffekt nicht mehr Gefahren lauern, was aber auch daran liegt, dass es aktuell in Deutschland weder größere Naturkatastrophen, noch Anschläge, noch irgendwelche politischen Unruhen gibt.
In Ihrem Fazit meint die Autorin, dass die RAFler deshalb ein gutes Gefühl hervorbringen, weil es die Demokratie der Bundesrepublik Deutschland gestärkt hat. Im letzteren gebe ich ihr Recht, allerdings bereitet es mir trotzdem keine „Nestwärme“; für mich erscheint die RAF eher als schlechtes Mittel zum guten Zweck und daher sollte man die RAF weiterhin als Verbrecher ansehen, auch wenn sie unbewusst Gutes bewirkt haben. Nebenbei halte ich ihren „Tipp für künftige Terroristen“ als unbrauchbar: Was haben Baader oder Meinhof von einem Film (finanziell gesehen) der 25 Jahre nach ihrem Tod gedreht wurde?
von Yannic und Sophie