Dienstag, 28. Oktober 2008

Erörterung zu Retro-Terroristen

nicht überarbeitete Version


Tanja Dückers kritisiert in einem Text, der auf dem Internetportal der der Zeitung „Zeit“ erschien, die heutige Einstellung der Deutschen gegenüber der „Rote Armee Fraktion“. Sie bezieht sich dabei auf den Kinofilm „Der Baader-Meinhof-Komplex“, der von der Geschichte der RAF handelt und um den aktuell in den Medien viel Aufhebens gemacht wird.

Sie beginnt ihren Text mit der These, dass man momentan meinen könnte, wieder in den Siebzigern zu leben, da in jedem Magazin und in jeder Zeitung die RAF thematisiert wird. Dückers wirft den Deutschen vor, dass sie sich nicht für die aktuellen Missstände in der Weltpolitik, sondern nur für unwichtige Kleinigkeiten, wie über das persönliche Erscheinen der RAF-Mitglieder, interessieren. Sie ist der Meinung, dass heutzutage nur diese, wie sie sie selber nennt, „modisch-historischen Nebensächlichkeiten“ das Thema gewechselt hätten von Hitler zu eben den RAF-Mitgliedern.

Im ersten Punkt gebe ich ihr Recht; in den Medien geht grade ein regelrechter Hype um die RAF-Zeit rum, auch wegen des Eichinger-Films. Es wird auch viel über Nebensächliches geschrieben und es mag zwar sein, dass es mehrere Sympathisanten für „modisch-historisches“ Unwichtiges gibt, aber der Großteil der gebildeten Bevölkerung will lesen und sehen was wirklich interessant ist, und zwar wer die RAF war, was sie gemacht hat und was sie bewirkt hat. Beispielgebend ist es mir persönlich neu, dass Andreas Baader gelispelt haben soll und über Meinhofs Sonnenbrillen habe ich auch nichts gehört; aber diverse Reportagen über diverse Fälle habe ich gesehen wie z.B. über die Ermordung vom damaligen Arbeitgeberpräsidenten Schleyer. Und darüber hinaus interessiere ich mich und beschäftige ich mich immer mit aktuellen Ereignissen wie eben dem Kaukasus-Konflikt. Daher kann ich Frau Dückers in den anderen beiden Punkten nur widersprechen und sagen, dass sich die Deutschen wohl hauptsächlich mit wichtigen Dingen von gestern, sowie von heute auseinandersetzen.

Als nächste These bringt sie, dass die RAF und ihre Anschlägen keineswegs als grauenhaft anzusehen seien oder einen, wie sie sagt, kalten Schauer hervorrufen würden, sondern eher ein Gefühl wie „Nestwärme“ produzieren würde. Zunächst vergleicht sie diese mit den „modernen“ Terroristen, hauptsächlich Islamisten, die heute in vielen Teilen der Welt, aber dennoch nicht bei uns, ihr Unwesen treiben. Diese seien viel brutaler, würden wahllos morden und man wisse nicht viel über sie. Im Gegensatz dazu seien die RAF-Mitglieder berechenbar gewesen, nicht wahllos, eher rational und mit Argumenten bzw. Gründen, und, aber vor allem, bekannt und vertraut. Sie hatten damals viel Medienpräsents, auch durch lange Interviews, und hatten und haben einige Sympathisanten. Sie meint, dass sich daher und wegen dieser resultierenden, relativen kleinen Gefahr für den Einzelnen die Deutschen sich nach so einer Zeit sehnen im Vergleich zu heute, wo viele Gefahren lauern wie z.B. Naturkatastrophen.

Zunächst muss man sagen, dass die RAF nicht nur einige, sondern viele Anhänger hatten, woran allerdings die zeitlichen Umstände „schuld“ sind. Die Generation nach dem Krieg hatte eine ganz andere Meinung als viele die die Nazi-Zeit miterlebt hatten. Sie konnten es u.a. nicht verstehen, dass es noch so viele Ex-Nazis in hohen Ämtern gab (s. Schleyer). Zudem gab es den Warschauer Pakt und die Sowjetunion im Osten, wodurch dann der linke Trend entstand sowie die RAF. Den Vergleich mit anderen Terroristen finde ich durchaus legitim; diese sind durchaus gewaltbereiter und auch brutaler; sie machen Selbstmordattentate und sind dadurch auch unberechenbarer, da es dort fast jeden treffen kann. Die RAF-Mitglieder hatten durchaus Angst vor dem Tod und gingen eher gezielt gegen Personen vor. Allerdings steckt dahinter auch eine ganz andere Ideologie. Die RAF wollte das Volk hinter sich bringen und den Staat bzw. das System stürzen; manche Islamisten führen einen „Heiligen Krieg“ gegen den Westen. Daher wollen sie eher Zeichen setzen indem sie so viele „Feinde“ wie möglich umbringen. Sie interpretieren ihre Religion so, dass sie dadurch Gutes im Jenseits erfahren und die Führer versprechen den Selbstmordattentätern, dass für ihre, z.T. sehr armen, Familien gesorgt wird. Dahinter stecken also auch eine Logik und ein Motiv, auch wenn es in diesem Falle eher einem Selbsterhaltungstrieb entspricht. Die Autorin hat zwar schon Recht, dass es diese Sorte von Terroristen in großer Anzahl und in vielen Teilen der Welt gibt im Gegensatz zur RAF, die nie mehr als 200 aktive Mitglieder hatte, (fast) nur in Deutschland agierte und für „nur“ 34 Morde verantwortlich war. Dennoch bleibt Mord Mord und mir bereiten diese Morde genauso Schrecken, wie die meisten Anschläge in der Welt, abgesehen vom Ausmaß. Und ich glaube fast niemand in Deutschland wünscht sich wieder so eine Zeit zurück, weil heute im Endeffekt nicht mehr Gefahren lauern, was aber auch daran liegt, dass es aktuell in Deutschland weder größere Naturkatastrophen, noch Anschläge, noch irgendwelche politischen Unruhen gibt.

In Ihrem Fazit meint die Autorin, dass die RAFler deshalb ein gutes Gefühl hervorbringen, weil es die Demokratie der Bundesrepublik Deutschland gestärkt hat. Im letzteren gebe ich ihr Recht, allerdings bereitet es mir trotzdem keine „Nestwärme“; für mich erscheint die RAF eher als schlechtes Mittel zum guten Zweck und daher sollte man die RAF weiterhin als Verbrecher ansehen, auch wenn sie unbewusst Gutes bewirkt haben. Nebenbei halte ich ihren „Tipp für künftige Terroristen“ als unbrauchbar: Was haben Baader oder Meinhof von einem Film (finanziell gesehen) der 25 Jahre nach ihrem Tod gedreht wurde?


von Yannic und Sophie

Montag, 27. Oktober 2008

Literarische Erörterung, Deutsch 13 (Überarbeitet)

Aufgabe 2

 

In dem Schauspiel „Leben des Galilei“ von Bertolt Brecht geht es um den Wissenschaftler Galileo Galilei, der anhand seiner Forschungsergebnisse zu beweisen versucht, dass sich die Erde um die Sonne dreht.

Im 8. Bild wird Galilei von einem kleinen Mönch aufgesucht, der zwar an seine Beweise glaubt, aber der Meinung ist, diese Wahrheit über das Weltbild solle vorerst nicht verbreitet werden. Er denkt dabei vor allem an seine Verwandten, eine Bauernfamilie, deren Lebenssinn nur deshalb existiert, weil sie glauben, im Zentrum der Aufmerksamkeit Gottes zu stehen. Er möchte sie aus diesem Glauben nicht herausreißen, weil er fürchtet, sie damit jeglicher Motivation, ihr ärmliches Leben weiterzuführen, zu berauben. Und offensichtlich hält er persönlich das Glück seiner Familie für wichtiger als die Verbreitung der Wahrheit.

Es wird in dieser Szene klar, dass der Mönch sich durchaus darüber bewusst ist, dass noch eine andere Wahrheit als die, die die Kirche verbreitet, existiert. Jedoch möchte nicht er zu denen gehören, die für den Anstoß zu einem solchen Umbruch verantwortlich gemacht werden könnten. Darüber hinaus wäre es ihm am Liebsten, würde das Weltbild, wie es derzeit besteht, beibehalten werden. Neben der Furcht vor den Konsequenzen, die die Kirche ziehen würde, möchte er, dass seine Familie, die als Bauern auf dem Land lebt, nicht ihren gesicherten Platz im Weltmittelpunkt Gottes verliert. Er ist der Meinung, dass man sie mit all den neuen Erkenntnissen nur unglücklich machen und ihnen ihren Überlebenssinn nehmen würde. Vielleicht hält er es für sinnvoller, die Entdeckung der Wahrheit zeitlich noch etwas aufzuschieben.
Galilei dagegen weiß, dass sich möglichst bald jemand für die Wahrheit einsetzen muss. Dass die Menschheit nur dann wissenschaftlich dazulernen kann, wenn sich jemand dafür einsetzt und es ihnen vermittelt. Er sieht sich als vernünftig und deshalb dazu verpflichtet, diese Vernunft auch an die anderen Leute weiterzugeben. Er sagt, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, bedarf es jemanden, der für dieses Ziel kämpft. Aus diesem Grund will er nicht warten bis sich die Wahrheit „von selbst durchsetzt“.

 

Galilei nennt hier die Vernunft als durchzusetzende Tugend. Zu dieser jedoch zählt in diesem Fall, abgesehen von der Bereitschaft, das fortgeschrittene Weltbild anzunehmen und zu verstehen, auch die Fähigkeit, zu erkennen, dass die ergebnisreichen Dokumente baldmöglichst zu veröffentlichen sind. Warum dies unserer Meinung nach tatsächlich so wichtig ist, haben wir anhand der nächsten beiden Argumente aufgeführt.


Wenn man in der Geschichte der Menschheit zurückgeht, wird man sehen, dass sich diese seither immer und stetig weiterentwickelt hat. Diese Entwicklung gilt es jederzeit zu fördern und sie nie zum Stillstand kommen zu lassen. Sich mit der Veröffentlichung von jetzigen Ergebnissen auf nachkommende Generationen zu verlassen, ist schon deshalb nicht angebracht, weil diese zu ihren Zeiten zweifellos  ausreichend zu erforschende Fragen vorliegen haben werden. Aus diesem Grund sollte sich jeder Mensch in seiner eigenen Zeit für das Weiterkommen in Forschung und Verständnis des Lebens einsetzen. Eine Verlagerung dessen in die Zukunft ist ohne Verluste nicht möglich.

Des Weiteren wäre es verantwortungslos sich vor der Aufgabe der Aufklärung zu drücken und bereits errungene Ergebnisse für sich zu behalten, in der Hoffnung, dass die folgende Generation erneut auf solche Ergebnisse kommen würde. Denn nie kann man sicher sein, dass spätere Forschungen noch einmal zu solchen Erkenntnissen gelangen werden. So läuft man also Gefahr, durch das Nichtveröffentlichen entsprechender Dokumente diese für die Nachwelt für immer verloren gehen zu lassen.

 

Dementsprechend stimmen wir in dieser nun analysierten Unterhaltung den Worten des Galileo Galilei zu. Wer meint, die Wahrheit zu kennen, sollte sich auch dafür einsetzen, diese um ihn rum, gegebenenfalls in der ganzen Welt zu verbreiten.

 

 

Johanna Wegner und Daniel Schindler

Sonntag, 19. Oktober 2008

Galileo überarbeitet

Überarbeitete Version von Ramune und Lyn
Aufgabe 1.2.)

kM = kleiner Mönch
GG = Galileo Galilei

Das Werk „Galileo Galilei“ von Berthold Brecht beschäftigt sich unter Anderem mit dem Disput zwischen Alt und Neu, Kirche und Wissenschaft. Galileo muss sich in der damaligen Zeit Gelehrten, Bürgern, Adeligen und sogar anderen Wissenschaftlern gegenüber behaupten.
In einem Gespräch, in Bild 8, zwischen dem kleinen Mönch und Galilei vertreten beide ihre jeweilige Meinung und diskutieren über diese.
Der Folgende Text wird diese Situation erörtern und genauer auf die Auseinandersetzung miteinander und mit sich selbst eingehen.

Der kleine Mönch vereint in seiner Figur Wissenschaft (Mathematiker) und Kirche (Mönch), also das heliozentrische Weltbild Galileis und das geozentrische Weltbild der Gelehrten.
Die Zwiegespaltenheit des kM wird deutlich, weil er eine seiner Fragen so formuliert, als würde er ahnen, dass GG Recht hat. Um einen Konflikt zu vermeiden, der durch die Durchsetzung des neuen Systems entstehen würde, versucht er, die Probleme in die Zukunft zu verlegen und diese den nächsten Generationen zu überlassen.
Wieso er das macht? Weil ihm seine Familie und die anderen traditionellen Campagna-Bauern sehr wichtig sind und ihm bewusst ist, dass sie sich mit ihrem elendigen Leben abgefunden haben und nicht bereit für das heliozentrische Weltbild wären. Er möchte nicht, dass „seine Leute“ eine so große, seiner Meinung nach für die Bauern negative, Veränderung durchmachen müssen.
Im Gegensatz dazu steht Galileo, als überzeugter Vertreter der neuen Weltansicht.
Er ist der Ansicht, dass sich die neuen Erkenntnisse nur durchsetzen werden, wenn die Menschen beginnen vernünftig zu handeln und sich von ihren alten Auffassungen zu lösen.
GG möchte seine Lehren in der Welt verbreiten und sie jedem, auch den Campagna-Bauern, nahe bringen.
Verdeutlicht wird dieser Wille dadurch, dass GG ausschließlich für die Wissenschaft und das Lehren lebt und gegen Ende des Schauspiels der Inquisition zustimmt, um später seine Forschungen und Erkenntnisse fortzuführen, beziehungsweise zu verbreiten (Discorsi).
Auch fragen sich Galileo und wir, wie sich denn die Wahrheit durchsetzen soll, ohne dass jemand oder etwas forscht, hinterfragt oder seiner Neugierde nachgeht.
Dies ist nahezu unmöglich, da man auf ein Thema eingehen muss, um mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Wissenschaften sollten nicht mit dem Schlaraffenland verglichen werden, wo einem die Erkenntnisse ohne Umstände zufliegen. Solche Thesen sollten von keinem unbeachtet bleiben, deshalb haben auch wir unsere Gedanken dazu in diesem Text untergebracht.

Nun möchten wir Ihnen beide Seiten nahe bringen und schlussendlich unseren Standpunkt verdeutlichen.

Grundsätzlich steht der kleine Mönch für die breite Masse der Bevölkerung, welche durch Unsicherheiten und Bequemlichkeiten gegen große Veränderung ist. Die Menschen streben keine Umgestaltung an, solange sie zufrieden sind, einen Sinn in ihrem Leben sehen und die Aufmerksamkeit bekommen, die sie benötigen. Erst wenn der Mensch unzufrieden ist, mit seinem Leben, beginnt er Dinge neugierig zu hinterfragen und versucht somit seine Lage zu verbessern. (Ob sich die von uns so genannte „breite Masse“ jemals ändern wird und all ihren Fragen nachgehen wird, möchten wir an dieser Stelle im Raum stehen lassen.)
Die Campagna-Bauern spiegeln Ersteres wider, da sie glauben unter einem göttlichen Willen zu stehen. Sie akzeptieren die Situation, ohne für ein besseres Leben aktiv zu werden.
Damals trug natürlich der starke Glaube an Gott, und vor allem der vorgegebene Glaube der Kirche, dazu bei, dass die nicht gebildeten Leute, die ihnen vorgegebenen Meinungen nicht hinterfragten. Ausnahmen bildeten Personen, wie GG, die ihrem Forscherdrang und ihrer Wissbegier nachgaben, ohne Rücksicht auf die Meinung Anderer zu nehmen und die bereit waren, die daraus entstandenen Konsequenzen, in Kauf zu nehmen. GG vertritt den Wandel der Zeit. Er hat den Willen, allen Menschen die Wahrheit näher zu bringen und zwar mit deren Hilfe, denn laut GG „setzt sich nur soviel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein.“(Bild 8).
Heutzutage sollte es eigentlich jedem möglich sein, Gegebenheiten zu hinterfragen und die dazu gehörigen Antworten zu suchen. Es ist möglich, sich von den vorgegebenen Meinungen der Kirche und der Gesellschaft zu lösen und sich ein individuelles Weltbild zu ergründen.
Was gegen den kM spricht, ist, dass sich Wahrheiten noch nie verbreitet haben, ohne dass sich jemand heimlich oder öffentlich damit beschäftigt hat.

Abschließend lässt sich sagen, dass es auch heute noch Vertreter der bequemen, unveränderbaren und der neugierigen, wissensdurstigen Lebensweise gibt. Unserer Meinung nach sollte jeder offen gegenüber Neuem sein und sich diesem stellen, selbst wenn man nicht der selben Ansicht ist.
Vielleicht hört sich das einfach und leicht umsetzbar an, aber wir sind der Meinung, dass es noch zu viele Menschen gibt, die auf ihren Ansichten beharren und nichts Anderes zu lassen. Zum Schluss stellt sich uns eine Frage: sind sie offen gegenüber allem Neuen?

Dienstag, 7. Oktober 2008

Textgebundene Erörterung, Thema 1: Die Frage, ob es einen Gott gibt

In Bertolt Brechts Text "Die Frage, ob es einen Gott gibt" fragt eine nicht namentlich genannte Person den in Brechts Kurztexten häufig vorkommenden Herrn K., ob es einen Gott gebe. In der Antwort des Herrn K. tritt ein Gottesbegriff auf, der im Folgenden zunächst untersucht und anschließend erörtert werden soll.
Herr K. erwidert auf die besagte Frage, er rate dem Fragenden, darüber nachzudenken, ob eine Antwort auf die Frage einen Einfluss auf sein Verhalten hätte. Wenn dies nicht der Fall wäre, könnten sie die Frage fallen lassen, wenn doch, könnte Herr K. dem Fragenden zumindest behilflich sein, indem er ihm sage, dieser brauche einen Gott.
Herr K. nimmt die Frage ernst und gibt eine gut durchdachte Antwort, aus der hervorgeht, dass seiner Ansicht nach die Frage nach der Existenz Gottes für die, bei deren Verhalten eine Gewissheit über die Antwort auf diese Frage keine Veränderungen bewirken würde, unbedeutend ist, und auf der anderen Seite die, deren Verhaltensweise sich durch diese Gewissheit verändern würde, einen Gott bräuchten. Der Begriff "Gott" wird auf diese Weise als eine moralische Instanz, als Gewissensersatz für Gewissenlose, verwendet.
Mit einem solchen Gottesbegriff sollen Menschen im Allgemeinen zu besserem Handeln angehalten werden, was besonders im Mittelalter sehr stark ausgeprägt war. Die Kirche übte mehr oder weniger indirekt den Druck der öffentlichen Meinung auf Individuen aus, die sich nicht den Sitten und Vorschriften entsprechend verhielten. Das konnte als wirksamer Ersatz für die damals meist nicht vorhandenen Gesetze dienen. Eines der berühmtesten Beispiele für diesen Meinungsdruck und in diesem Fall vor allem den Widerstand dagegen ist allerdings Galileo Galilei, dessen Exempel daran erinnert, wie dieser Gottesbegriff missbraucht werden kann.
Doch in Brechts Text gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass der Gottesbegriff des "Gewissens von außen" zu Zensurzwecken oder Ähnlichem missbraucht wird. Er soll lediglich dazu dienen, den Fragenden der Erzählung, falls nötig, zu einer Änderung seiner Verhaltensweise zu bewegen.
Allerdings könnte die Frage, ob es einen Gott gibt, auch ohne jegliches Interesse an der Bedeutung der Antwort für das eigene Verhalten gestellt worden sein. Gott wird im Allgemeinen nicht nur als allwissendes, bewertendes Wesen und damit als eine Art besseres Gewissen gesehen, sondern auch als Zuflucht; als Vater, der niemanden ablehnt. Gerade heutzutage gibt es unter anderem aus diesem Grund noch gläubige Christen, die trotz der Aufklärung und Wissenschaftlern wie Darwin, die das, was in der Bibel steht, in Frage stellen, an Gott glauben.
Abschließend gesagt ist Herr K.s Antwort nicht darauf ausgerichtet, Gott zu einer moralischen Instanz zu degradieren. Sie soll den Fragenden und damit indirekt den Leser zum Nachdenken anregen: Jeder kann sich selber darüber Gedanken machen, was einem die Antwort auf diese grundlegende Frage bedeuten würde und sein eigenes Verhalten und damit in einem weiteren Sinne auch seine Handlungsmaxime überdenken.

Montag, 6. Oktober 2008

Galileo

Literarische Erörterung

Lyn Schäfer und Ramune Armbrüster

Aufgabe 1.2.)

Bild 8

GG = Galileo Galilei
kM = der kleine Mönch

Der kM vereint in seiner Figur Wissenschaft (Mathematiker) und Kirche (Mönch), also das heliozentrische Weltbild von GG und das geozentrische Weltbild der kirchlichen Gelehrten. Die Zwiegespaltenheit des kM wird deutlich, da er seine Frage so formuliert, als würde er ahnen, dass GG recht hat. Um einen Konflikt zu vermeiden, der durch die Durchsetzung des neuen Systems entstehen würde, versucht er die Probleme in die Zukunft zu verlegen und die nächsten Generationen damit zu konfrontieren. Dies macht er hauptsächlich für seine Familie und die anderen Campagna Bauern, denn diese würden, mit der Sonne als Mittelpunkt der Galaxie, keinen Sinn mehr in ihrem elendigen Leben sehen.

Im Gegensatz dazu steht Galileo, als fester Vertreter der neuen Weltansicht. Er ist der Überzeugung, dass sich die neuen Erkenntnisse nur durchsetzen werden, wenn die Menschen vernünftig handeln und bereit sind sich von ihren alten Auffassungen zu lösen. GG möchte seine Forschungen in der Welt verbreiten und sie jedem, auch den Bauern, nahe bringen. Dies wird deutlich, da er nur für die Wissenschaft und das Lehren lebt und gegen Ende des Schauspiels der Inquisition zustimmt, um später seine Forschungen und Erkenntnisse fortzuführen beziehungsweise zu verbreiten (Discorsi). Auch fragen sich GG und wir, wie sich denn die Wahrheit durchsetzen soll, ohne dass jemand oder etwas forscht, hinterfragt oder seiner Neugierde nachgeht.

Im Folgenden möchten wir Ihnen beide Seiten nahe bringen und schlussendlich unseren Standpunkt verdeutlichen.

Grundsätzlich steht der kleine Mönch für die breite Masse der Bevölkerung, gleichgültig ob gestern, heute oder morgen, die durch Unsicherheit vor dem Neuen und Bequemlichkeit mit dem Alten, gegen große Veränderungen sind. Die Menschen streben keine Umgestaltung an, solange sie zufrieden sind, ein Sinn in ihrem Leben sehen und die Aufmerksamkeit bekommen, die sie benötigen. Erst wenn der Mensch unzufrieden ist, mit seinem Leben, beginnt er Dinge neugierig zu hinterfragen und versucht somit seine Lage zu verbessern.
Die Campagna Bauern spiegeln Ersteres wider, da sie glauben, unter einem göttlichen Willen zu stehen. Sie akzeptieren die Situation, ohne für ein besseres Leben aktiv zu werden. Damals trug natürlich der starke Glaube an Gott und vor allem der vorgegebene Glaube der Kirche, dazu bei, dass die nicht gebildeten Leute, die ihnen vorgegebenen Meinungen nicht hinterfragten.

Ausnahmen bildeten Personen, wie GG, die ihrem Forscherdrang und ihrer Wissbegier nachgaben, ohne Rücksicht auf die Meinung Anderer zu nehmen und die die Konsequenzen die daraus entstanden sind, bereit waren in Kauf zu nehmen. G vertritt den Wandel der Zeit. Er hat den Willen, allen Menschen die Wahrheit näher zu bringen und zwar mit deren Hilfe, denn laut GG „setzt sich nur soviel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein.“ (Bild 8).
Heutzutage sollte es eigentlich jedem erlaubt sein, Fragen zu stellen und die dazugehörigen Antworten zu suchen. Es ist möglich, sich von den vorgegebenen Meinungen der Kirche und der Gesellschaft zu lösen und sich ein individuelles Weltbild zu ergründen.
Was gegen den kM spricht, ist das sich Wahrheiten noch nie verbreitet haben, ohne dass sich jemand heimlich oder öffentlich damit beschäftigt hat.

Abschließend lässt sich sagen, dass es auch heute Vertreter der bequemen, unveränderbaren und der neugierigen, wissensdurstigen Lebensweise gibt. Unserer Meinung nach, sollte jeder offen gegenüber Neuem sein und sich diesem stellen, selbst wenn man nicht die gleichen Ansichten teilt.

Sonntag, 5. Oktober 2008

Literarische Erörterung von julia.

Literarische Erörterung – Thema 1

„Aber man muss doch seine Freude haben können an der Kunst.“-

„Man kann viel mehr haben an der Kunst, als seine Freude.“

(Gerhart Hauptmann)





Was ist die Kunst für die Menschen? Ist sie nur ein Zeitvertreib, zum Füllen der Lücken des Alltags, oder geht sie weit über das hinaus und hat die Macht, die Gesellschaft zu verändern? Gerhard Hauptmann spricht in einem seiner Theaterstücke genau dieses Thema an.

Zuerst einmal muss man den Begriff der „Kunst“ definieren. Kunst reicht von Literatur und Lyrik, über Film, Theater und Musik bis hin zu Malerei und abstrakten Skulpturen. Alle diese Formen können einen unterhaltenden und einen lehrenden Charakter besitzen.

Wenn ein Autor einen Text schreibt, dann kann er das aus verschiedenen Gründen tun. Sein Ziel wird es aber immer sein, möglichst viele Leser zu erreichen.

In der Unterhaltungsliteratur gibt es Romane und Komödien, die sich seitenweise mit wunderschönen Formulierungen schmücken, aus denen man jedoch keine – oder nur begrenzte – Lehren ziehen kann. Werke wie Joanne K. Rowlings „Harry Potter“ oder „Der Herr der Ringe“ von Tolkin sind sicherlich angenehm, um eine ruhige Tagesphase zu genießen, geben der Welt allerdings wenig an Kritik oder Verbesserungsvorschlägen.


Ähnlich ist es in der Lyrik. Viele Gedichte haben einen melodischen Klang, einen gut durchdachten Aufbau und sorgfältig ausgewählte Worte, zielen jedoch nur auf die Unterhaltung der Menschen ab. Große Dichter wie Goethe, Schiller oder Shakespeare schrieben Liebesgedichte, um vergangene, aktuelle oder zukünftige Lieben zu beschreiben, ohne auf eine dadurch verursachte Umwälzung der Gesellschaft zu hoffen.


Auch dass die Autoren häufig einfach ihre eigenen Leiden ausdrücken spricht dafür, dass die Kunst oder die Literatur nur der Unterhaltung dient. Sie legen ihre Gedanken dar ohne darauf zu achten, was sie preisgeben, und haben nebenbei ein Talent für die Sprache, sodass sie das, was sie ausdrücken möchten, angenehm verpacken können. Sie erzählen von Familien- und Beziehungsleiden, wie in „Die Leiden des jungen Werther“ oder davon, dass sie mit ihrer Umgebung und ihrem Leben nicht zurecht kommen. Wen interessieren schon die Probleme eines Herrn Goethe oder Herrn Brecht? Wer liest so ein Buch, wenn nicht zum Zeitvertreib?


Ganz im Gegensatz dazu stehen Werke, die aktuelle Tatsachen oder gesellschaftliche und politische Besonderheiten behandeln.

Ein häufiges und beliebtes Thema derzeit ist die globale Erwärmung und vor allem der Klimawandel, der im erfolgreichen Dokumentarfilm „An Inconvenient Truth“ von Al Gore behandelt wird. Al Gore, der 2007 für sein Engagement in der Klimapolitik den Friedensnobelpreis bekommen hat, begann schon früh mit Werken über aktuelle Krisen zu informieren. Ein auf dem Oscar-gekrönten Film basierendes Buch beweist, dass Literatur durchaus einen anderen Sinn hat, als nur die Unterhaltung der Menschen. Es geht oft darum auf aktuelle Konflikte hinzuweisen, Informationen zu Problemen zu geben und Lösungsansätze zu bieten. Die Menschen sollen wachgerüttelt werden, denn sie müssen die Augen öffnen, um eine „bessere“ Welt schaffen zu können.

Eine andere Sparte sind gesellschaftskritische Werke wie „Galileo Galilei“ von Berthold Brecht oder „Nathan der Weise“ von Lessing. Auch sie verfolgen das Ziel, die Menschen auf Unstimmigkeiten in der gesellschaftlichen Ordnung hinzuweisen und wollen diese verbessern. Brecht, der selbst von seiner Literatur sagt, dass sie immer einen Sinn haben muss und niemals ohne Grund geschrieben wird, behandelt in seinem Schauspiel den Konflikt von Staat und Kirche, außerdem die Blind- und Taubheit mancher Leute für neue Wahrheiten, weil das Alte bequemer zu sein scheint. Er berichtet die Geschichte der realen Persönlichkeit Galileo Galilei, der seine neuen Erkenntnisse in der Wissenschaft und Astronomie über Gestirne und ihre Anordnung der Menschheit präsentieren will, aber von den Vertretern der Kirche daran gehindert wird.

Ähnlich wird auch Lessings Ziel bei seinem Werk „Nathan der Weise“ gewesen sein. Er schildert den Konflikt der drei Weltreligionen und fordert gegenseitige Toleranz und ein friedliches Zusammenleben ihrer Anhänger. Allein die Tatsache, dass er diese Forderung nur verdeckt vorbringen kann zeigt, dass sein Werk nicht der Unterhaltung dienen sollte, sondern dass er damit eine Nachricht übermitteln wollte. Er versteckt das religiöse Thema in einer so genannten Ringparabel, in der 3 Ringe für die Religionen stehen, um deren Existenz gestritten wird.

Diese Werke zeigen eindeutig, dass es den Autoren wichtig war, durch ihre Literatur eine Veränderung herbeizuführen und nicht nur die Menschen zu unterhalten.

Ein drittes Argument dafür, dass Kunst weit über den Unterhaltungsfaktor hinausgeht, zeigt der Einfluss, den sie auf die Leser ausübt.

Gut erkennbar ist dies an Goethes „Die Leiden des jungen Werther“. In Folge der Herausgabe des Tagebuchs von Werther, der im Verlauf der Handlung immer verrückter wird, gab es viele, die ihm nacheiferten und sich umbrachten, da sie sie sich so sehr in die Situation hinein versetzt hatten. Würden die Menschen die Literatur nur als Zeitvertreib verstehen, hätte sie wohl kaum einen so starken Einfluss auf sie, dass sie in den Selbstmord getrieben werden.

Dazu kommt, dass einige Werke von bekannten Autoren eine Zeit lang boykottiert wurden. Berthold Brecht wurde zur Zeit des Nationalsozialismus Opfer eines solchen Boykotts; außerdem wurden seine Bücher verbrannt. Wenn die Führung keine Angst gehabt hätte, dass diese Werke etwas bewegen können, dann hätten sie keine Notwendigkeit für diese Aktionen gesehen. So ging es vielen anderen großen Dichtern auch, die ihre Bücher nicht nur zur Belustigung der Menschheit schrieben, sondern etwas damit bewirken wollten.

Außer Frage hingegen steht, dass alle diese Bücher auch einen ästhetischen Charakter haben. Natürlich achteten die Autoren auf eine ansprechende Geschichte und wohl gewählte Worte als Verpackung des eigentlich kritischen Inhalts.


Was ist die Kunst für die Menschen? Ist sie nur ein Zeitvertreib zum Füllen der Lücken des Alltags, oder geht sie weit über das hinaus und hat die Macht die Gesellschaft zu verändern?

Meiner Meinung nach geht die Kunst weit über einen Lückenbüßer für langweilige Stunden hinaus. Sie ist ein Mittel für die Menschen, um das auszudrücken, was sie bewegt. Sowohl hinter Literatur, als auch hinter Musik und Gemälden, Fotografien oder Filmen steckt eine Idee und eine Absicht eines Künstlers, die er an Andere weitergeben will. Nicht jedes Buch ist so anspruchsvoll und tiefgründig wie „Nathan der Weise“, „Die Leiden des jungen Werther“ oder „Galileo Galilei“; nicht jeder Autor besitzt die Fähigkeit, seine Gedanken so in Worte zu fassen, dass die richtige Botschaft bei den Menschen ankommt.


Allerdings ist es für mich sicher, dass hinter jedem Buch ein (versteckter) Hinweis, eine Kritik oder wenigstens ein Leiden steckt, das der Allgemeinheit mitgeteilt werden soll, und das viel mehr Bedeutung hat, als nur der Unterhaltung zu dienen.


„Aber man muss doch seine Freude haben können an der Kunst.“ heißt es in dem Zitat aus Gerhart Hauptmanns Theaterstück. Diese Aussage ist wohl wahr, denn egal wie ernst das angesprochene Thema ist und egal welche Notwendigkeit diese Ansprache besitzt, bringt es gar nichts, wenn es nicht in eine entsprechend schöne Form gebracht ist. Wer betrachtet schon gerne ein farbloses Bild, oder liest eine fade oder langweilige Geschichte ohne sprachliche Reize?

Man muss seine Freude daran haben, wie das Werk gestaltet ist, wie der Autor mit den Themen umgeht und sie in ein Gewand von Worten hüllt, die ihm allerdings nichts von seiner Wichtigkeit nehmen sollen.


„Man kann viel mehr haben an der Kunst als seine Freude.“, lautet die Antwort darauf. Die Betonung sollte hier auf dem kleinen Wörtchen „kann“ liegen, denn wer keine Lust hat, die Literatur in ihrer Schönheit zu würdigen und die vielschichtigen Themen wie die Religionstoleranz bei Nathan dem Weisen oder die neuen Wissenschaften von Galilei zu entdecken, für den wird die Literatur auch nie mehr als ein Unterhaltungsmedium werden.




Von Julia

Samstag, 4. Oktober 2008

Literarische Erörterung, Deutsch 13

Aufgabe 2

 

In dem Schauspiel „Leben des Galilei“ von Bertolt Brecht geht es um den Wissenschaftler Galileo Galilei, der anhand seiner Forschungsergebnisse zu beweisen, dass sich die Erde um die Sonne dreht.

Im 8. Bild wird Galilei von einem kleinen Mönch aufgesucht, der zwar an seine Beweise glaubt, aber der Meinung ist, diese Wahrheit über das Weltbild solle vorerst nicht verbreitet werden. Er denkt dabei vor allem an seine Verwandten, eine Bauernfamilie, deren Lebenssinn nur deshalb existiert, weil sie glauben, im Zentrum der Aufmerksamkeit Gottes zu stehen.

Es wird in dieser Szene klar, dass der Mönch sich durchaus darüber bewusst ist, dass noch eine andere Wahrheit als die, die die Kirche verbreitet, existiert. Jedoch möchte nicht er zu denen gehören, die für den Anstoß zu einem solchen Umbruch verantwortlich gemacht werden könnten. Darüber hinaus wäre es ihm am Liebsten, würde das Weltbild, wie es derzeit besteht, beibehalten werden. Neben der Furcht vor den Konsequenzen, die die Kirche ziehen würde, möchte er, dass seine Familie, die als Bauern auf dem Land lebt, nicht ihren gesicherten Platz im Weltmittelpunkt Gottes verliert. Er ist der Meinung, dass man sie mit all den neuen Erkenntnissen nur unglücklich machen und ihnen ihren Überlebenssinn nehmen würde. Vielleicht hält er es für sinnvoller, die Entdeckung der Wahrheit zeitlich noch etwas aufzuschieben.
Galilei dagegen weiß, dass sich möglichst bald jemand für die Wahrheit einsetzen muss. Dass die Menschheit nur dann wissenschaftlich dazulernen kann, wenn sich jemand dafür einsetzt und es ihnen vermittelt. Er sieht sich als vernünftig und deshalb dazu verpflichtet, diese Vernunft auch an die anderen Leute weiterzugeben. Er sagt, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, bedarf es jemanden, der für dieses Ziel kämpft. Aus diesem Grund will er nicht warten bis sich die Wahrheit „von selbst durchsetzt“.

 

Galilei nennt hier die Vernunft als durchzusetzende Tugend. Zu dieser jedoch zählt in diesem Fall, abgesehen von der Bereitschaft, das fortgeschrittene Weltbild anzunehmen und zu verstehen, auch die Abgeklärtheit, zu erkennen, dass die ergebnisreichen Dokumente baldmöglichst zu veröffentlichen sind. Warum dies unserer Meinung nach tatsächlich so wichtig ist, haben wir anhand der nächsten beiden Argumente aufgeführt.


Wenn man in unserer Evolutionsgeschichte zurückgeht, wird man sehen, dass sich die Menschen seither immer und stetig weiterentwickelt haben. Diese Entwicklung gilt es jederzeit zu fördern und sie nie zum Stillstand kommen zu lassen. Sich mit der Veröffentlichung von jetzigen Ergebnissen auf nachkommende Generationen zu verlassen, ist schon deshalb nicht angebracht, weil diese zu ihren Zeiten zweifellos  ausreichend zu erforschende Fragen vorliegen haben werden. Aus diesem Grund sollte sich jeder Mensch in seiner eigenen Zeit für das Weiterkommen in Forschung und Verständnis des Lebens einsetzen. Eine Verlagerung dessen in die Zukunft ist ohne Verluste nicht möglich.

Des Weiteren wäre es schwer verantwortlich sich vor der Aufgabe der Aufklärung zu drücken und bereits errungene Ergebnisse zu vernachlässigen, in der Hoffnung, dass die folgende Generation erneut auf solche Ergebnisse kommen würde. Denn nie kann man sicher sein, dass spätere Forschungen noch einmal zu solchen Erkenntnissen gelangen. So läuft man also Gefahr, durch das Nichtveröffentlichen entsprechender Dokumente diese für die Nachwelt für immer verloren gehen zu lassen.

 

Dementsprechend stimmen wir in dieser nun analysierten Unterhaltung den Worten des Galileo Galilei zu. Wer meint, die Wahrheit zu kennen, sollte sich auch dafür einsetzen, diese um ihn rum, gegebenenfalls in der ganzen Welt zu verbreiten.

 

                                                                                              Daniel Schindler, Johanna Wegner
Der Kampf für die Vernunft

Literarische Erörterung

Aufgabe 2 (Galileo Galilei, Bild8)

In Brechts Schauspiel das Leben des Galileo Galilei geht es um den Wissenschaftler Galileo, der das Weltbild der Kirche, durch die Erfindung des Fernrohres ins Wanken bringt. Weder Mathematiker, noch Philosophen, lassen sich auf seine Beweise ein. Im Kampf mit der Kirche um die Wahrheit widerruft Galilei schließlich, um der Folter zu entgehen. Brecht thematisiert den Wandel von Altem zu Neuem.

In der gegebenen Szene, Bild 8, findet ein Gespräch zwischen Galileo und dem kleinen Mönch statt. Der Mönch rät Galileo, sich der Astronomie zu entsagen, wie er es getan hat und berichtet von den Campagna Bauern. Laut dem Mönch, ist der Glaube der Bauern, dass das Auge Gottes auf ihnen liegt und sich alles um sie dreht, so wichtig, dass das Umstoßen dieses Glaubens für sie das Ende ihres Lebenssinns bedeuten würde. Nach Galileos Ansicht dient dieser Glaube lediglich zu Gunsten der Kirche. Er will die Wahrheit durchsetzten. Ohne Rücksicht auf die einfachen Bauern, die wie er sagt endlich anfangen müssen selbst zu denken. Seine neuen Lehren sind auch für sie von Vorteil, wenn auch nicht so schmeichelnd wie die alten. Der Mönch ist sich zwar der Wahrheit des neuen Weltbildes bewusst, weigert sich jedoch es zu vertreten. Er sieht nur das Unheil und die Gefahr, die es mit sich bringt.

Kleiner Mönch: „Und Sie meinen nicht, dass die Wahrheit, wenn es Wahrheit ist, sich durchsetzt, auch ohne uns?“

Galileo: „Nein, nein, nein. Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzten; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein.“

Galileos Sicht nach ist vernünftiger Kampf für die Wahrheit ein sich lohnender und wichtiger Kampf. Ohne ihn setzt sich die Wahrheit niemals durch.

Im Folgenden lege ich für beide Positionen Gründe dar, um sowohl die Sicht des kleinen Mönchs, als auch die des Galileos, die ich vertrete, zu verdeutlichen.

Der stärkste Grund meiner Meinung nach besteht in Form eines Sprichworts: „Von nichts kommt nichts“ Wenn alle wie der kleine Mönch immer darauf gewartet hätten, dass andere die Wahrheit durchsetzten, oder sie es von alleine tun, Wo wäre all unsere Technik, all unser Fortschritt, unsere Freiheit und Gleichheit, unsere Rechte und unsere Toleranz? Wenn alle die Verantwortung von sich weisen nur die Rolle des Beobachters übernehmen wird sich nie etwas ändern. Das beste Beispiel ist das deutsche Volk im 3. Reich. Ein Beispiel für Unvernunft schlechthin. Selbst Einzelne, wie General von Stauffenberg konnten die Vernunft im Volk nicht wachrütteln.

Natürlich finden wir auch in der Geschichte der Menschheit aber auch Beweise, dass sich der Kampf für die Wahrheit früher oder später immer gelohnt hat. Unsere Gesellschaft ist geprägt, von Menschen, die für den Sieg der Vernunft gekämpft haben. Gandhi, Martin Luther King,…Sie alle haben sich für die Vernunft eingesetzt und bei weitem nicht immer sofort Siege erzielt. Sie waren ihrer Zeit stets voraus, konnten jedoch weitere von ihrer Wahrheit überzeugen und so diese verbreiten, bis sich schließlich genügend Druck hinter der Durchsetzung befand. Sei es nun das Volk, Macht, in Form von Politik oder Macht in Form von Geld. Leider bestimmte meist letzteres den Gang der Geschichte und nicht das Volk.

Eine weitere Möglichkeit der Begründung Galileis Aussage, ist das Aufzeigen seiner eigenen Geschichte (nach Brecht). Das vernünftige Handeln Galileis, also das Widerrufen und das verborgene Niederschreiben der Wahrheit hat Galileo zum Ziel gebracht.

Nach der Sicht Galileis, möchte ich nun die Sicht des Mönches belegen.

[Zwei Gründe, die die Position des Mönchs bestärken, für deren Suche mir allerdings Zeit und Geduld versagten.]

Der stärkste Grund für die Position des kleinen Mönchs ist wohl schlicht und einfach Angst. Das Weltbild der Kirche umzustoßen, die Kirche bloßzustellen und das eigne, wahre und zugleich ketzerische Weltbild, als das einzig richtige darzustellen bedeutete sich mit der Inquisition anzulegen. Um nicht sofort verbrannt zu werden, musste man bereits einiges an Bekanntheit mitbringen. Wer weiß ob Galileo den kleinen Mönch hätte vor den Grausamkeiten der Kirche bewahren können, wären beide gegen diese in den Krieg um die Vernunft gezogen. Es liegt insofern nichts näher, als jene äußerst gefährliche Durchsetzung der Vernunft anderen zu überlassen.

Abschließend kann man sagen, dass es in dieser Situation, in der sich der kleine Mönch hier befindet, es man ihm nicht verübeln kann, das eigene Leben über die Wahrheit zu stellen.

Globaler betrachtet muss man allerdings eingestehen, dass Feigheit nicht der richtige Weg ist. Wenn mehrere oder gar alle, die die Wahrheit im Geist tragen, für diese auch aufstehen, dann wird aus dem einzelnen eine Gemeinschaft und das Ziel rückt ein Stück näher.


Textgebundene Erörterung zum Zeit Online Artikel „Retro-Terroristen“ über die Begeisterung der Deutschen an der RAF

Der Zeitungsartikel „Retro-Terroristen“ von Tanja Dückers erschien am 23.09.08 auf Zeit Online. Dückers kritisiert darin die heutige Auseinandersetzung der Deutschen mit dem Terror der RAF. Da dieser ungefährlicher und überschaubarer gewesen sei als der heutige Terror aus dem nahen Osten, haben die Deutschen (mal wieder) ein Thema aus ihrer Geschichte gefunden, das in Zeitungen und Magazinen auseinander genommen werden kann.


Dückers kritisiert zuallererst die enorme Präsenz der RAF in den Medien. Weltkrisen wie der Krieg im Kaukasus, Probleme in Südafrika oder der Milchpulver-Skandal in China werden beiseite geschoben. Grund hierfür seien unter anderem ein Gefühl von Geborgenheit und „Nestwärme“ (Z. 13), das die RAF bei den Deutschen auslöst.

Gründe hierfür seien das enorme Wissen der Deutschen über die RAF. Elternhaus, Vorlieben und der Werdegang der Terroristen sind bekannt. Die Mitglieder der RAF agierten nicht in der globalisierten Welt, sondern als deutsche Staatsbürger in der überschaubaren Bundesrepublik.

Ein weiterer Grund für das enorme Interesse der Deutschen an der Terrororganisation sei das Motiv, das die Mitglieder der RAF zu Terroristen machte: Ihre Argumente (Klassenkampf, der Protest gegen den Vietnamkrieg und gegen die USA) seien rational und durch eine gewisse Logik begründet gewesen. Die Tatsache, dass die RAF mit nachvollziehbaren Argumenten tötete, gebe der Gesellschaft eine gewisse Stabilität.
In den 70er Jahren unterstützten circa ein Viertel der damals 20 bis 30-jährigen Deutschen dei RAF. Auch heute existierten noch Sympathisanten der RAF.

Die Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik bzw. der westlichen Demokratien, die durch den Sieg gegen den Terror entstand, ist ein weiterer Grund Dückers für das Wohlgefühl der Deutschen der RAF gegenüber.

Dückers schließt ihren Artikel mit dem ironischen Kommentar, die folgenden Terroristen sollten sich doch schon einmal die Fernsehrechte sichern.


Natürlich hat Dückers insofern Recht, als dass sich die Deutschen intensiv mit der Geschichte der RAF auseinandersetzten. Doch genau diese Auseinandersetzung ist für eine Gesellschaft auch enorm wichtig. Ohne Reflektion über Geschehenes in der Vergangenheit kann nichts geändert und vor allem nichts verbessert werden.

Die 68er Generation, aus der die RAF ursprünglich stammte, warfen ihren Eltern vor, nicht selbstkritisch über die eigenen Fehler im Nationalsozialismus nachzudenken. Stattdessen wurden die alten Zeiten vergessen und neu begonnen. Kapitalismus und neue bürgerliche Lebensformen standen im Mittelpunkt. Möglicherweise mag dies für die Kriegsgeneration am besten gewesen sein, dennoch kann man die Kritik der 68er Bewegung über fehlende Reflexion nachvollziehen.
40 Jahre nach dem entstandenen Wunsch nach mehr Selbstkritik greift nun Dückers die Deutschen gerade deshalb an. Plötzlich ist Kritik wieder ein Schritt in die Vergangenheit und Reflexion eine „modisch-historische Nebensächlichkeit“ (Z. 3). Wer sich mit Vergangenem beschäftigt, ist nur an Tratsch, Klatsch und an „coolen Sonnenbrillen der Meinhof“ (Z. 1) interessiert.
Doch möglicherweise ist auch genau dies die deutsche Art, mit der eigenen Geschichte umzugehen. Entweder es wird zu viel oder zu wenig gemacht. Selbst wenn irgendwann das richtige Maß gefunden ist (möglicherweise ist es auch schon gefunden) wird sich trotzdem weiterbeschwert und ewig weiterkritisiert.


Doch trotz allem hat Dückers damit Recht, dass sich die Deutschen auffallend häufig mit der Geschichte der RAF beschäftigen. Überraschenderweise handelt es sich bei Filmen oder Geschichten über die Terrorgruppe auch immer nur um die Motive und den Werdegang der Täter. Noch nie wurde ausführlicher über die Opfer und deren Leben berichtet. Obwohl die RAF 34 Morde verübte, kennt die Mehrheit nur den Namen Hanns Martin Schleyers, der von der Zweiten Generation der RAF entführt wurde, um unter anderem Baader, Ensslin und Raspe aus dem Gefängnis freizupressen. Andere Opfernamen sind kaum bekannt und interessieren wohl auch niemanden. Warum auch, wo sich die Geschichten der Täter auch viel besser verfilmen lassen als die der Opfer.

In der deutschen Gesellschaft existiert also eine gewisse Faszination für die Aktionen der RAF. Die Filme, Artikel und Bücher beweisen, dass sich die Deutschen gerne mit dem Thema RAF beschäftigen.
Diese Beschäftigung entstand allerdings nicht aus dem Wunsch über die Geschichte der RAF zu reflektieren, sondern dient größtenteils der Unterhaltung. Deutsche Top-Schauspieler wie Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu und Johanna Wokalek wurden für den neuen Film „Der Baader Meinhof Komplex“ engagiert, um die breite Masse in die Kinos zu locken und möglichst viel Gewinn zu erzielen.
Terrororganisationen in anderen Ländern, wie beispielsweise die ETA in Spanien, wurden sicher keine 20 Filme, acht Biografien und neun umfassende Darstellungen der Geschehnisse gewidmet.
Zu oft wird außer Acht gelassen, dass die RAF nichts anderes als eine Gruppe gefährlicher Krimineller war, die aus einer fixen Idee heraus das Leben vieler Deutscher aufs Spiel setzte.

Letztendlich bleibt auch die Frage, ob nicht gerade diese enorme Begeisterung ein Merkmal der Deutschen ist. Dass sich die Deutschen von faszinierenden Menschen und faszinierenden Aktivitäten beeindrucken lassen hat schon Adolf Hitler 75 Jahre zuvor eindrucksvoll bewiesen.


Meiner Meinung nach ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte der RAF im Speziellen und die Reflexion über die Vergangenheit im Allgemeinen durchaus wichtiger, als die Tatsachen totzuschweigen. Es muss eine gesunde Mischung zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft herrschen.
Ich stimme Dückers Aussage zu, dass sich die Deutschen zu intensiv mit der RAF beschäftigen. Denn der Grund hierfür ist - wie oben bereits erwähnt - der Wunsch nach Unterhaltung und nicht Reflexion.
Die Gewalttaten der RAF sollten für kommerzielle Zwecke nicht verwendet werden.